„Es ist gar nicht so leicht, einen guten Schulabschluss zu schaffen. Das weiß ich aus eigener Erfahrung. Besonders schwer ist es jedoch, wenn das eigene soziale Umfeld wenig Unterstützung bietet und kaum Perspektiven aufzeigt. Junge Menschen, die ihr Leben lang soziale Benachteiligung erfahren haben, dürfen nicht noch mehr ins Abseits geraten. Denn Bildung ist – heute mehr denn je – Voraussetzung für gesellschaftliche und wirtschaftliche Teilhabe.

Deshalb bin ich Feuer und Flamme für die Quinoa-Schule in Berlin Wedding und unterstütze dieses Bildungsprojekt sowohl als Förderer wie auch als Beirat. Denn hier ist eine Schule, die benachteiligten Lernenden – völlig ungeachtet ihrer Herkunft – die Chance auf einen Schulabschluss gibt und in sie investiert. Und das macht die Quinoa-Schule außerordentlich engagiert, vertrauensvoll und zukunftsweisend. So bekommt jeder Schüler einen Tutor als Bindeglied zwischen Klassenleitung und Elternhaus an die Seite gestellt, „Interkulturelles Lernen“ sowie das berufsfördernde Fach „Zukunft“ stehen auf dem Stundenplan und schließlich nimmt die Vermittlung von Sprachkompetenz einen hohen Stellenwert ein.

Ein solches Engagement zahlt sich aus: Über 90% der Quinoa-Schüler verlassen die Schule mit dem Mittleren Schulabschluss – das ist deutlich über dem Durchschnitt in Berlin-Wedding. Und es macht deutlich: Die Quinoa-Schule schafft Anschluss. Den Absolventen der Quinoa-Schule gelingt der Übergang ins Berufsleben besser und somit können sie ihre Lebenswege viel freier gestalten. Ich wünsche mir, dass die Quinoa-Schule im wahrsten Sinne des Wortes Schule macht und dieses außergewöhnliche Bildungskonzept auch an anderen Brennpunkten zum Standard wird. So wie die Quinoa-Pflanze selbst auf kargem Boden wunderbar gedeiht und als Superfood unseren Körper mit wichtigen Nährstoffen versorgt, verfügen auch die Quinoa-Absolventen über beachtliches Potenzial und bringen sich mit Mut, Achtsamkeit und Verbindlichkeit in unsere Gesellschaft ein.

Ganz besonders freue ich mich darauf, in den kommenden Jahren die Gewinner des von mir ausgeschriebenen Förderpreises nach New York einzuladen und ihnen seltene, exklusive und möglicherweise auch überraschende Einblicke in die vielleicht aufregendste Stadt der Welt zu gewähren. Denn ich bin überzeugt: Der Blick über den eigenen Tellerrand und gegenseitiges Verständnis sind wesentliche Voraussetzungen für eine bessere Zukunft für uns alle.“

(Christian C.D. Ludwig)

Christian_C.D._Ludwig

Bildungsgerechtigkeit und Zukunftsperspektiven

Zur Schaffung von mehr Bildungs- und Chancengerechtigkeit wurde 2013 die Quinoa Bildung für hervorragende Lebensperspektiven gGmbH (nachfolgend: Quinoa) im Brennpunkt Wedding gegründet und entwickelte ein entsprechendes unten näher beschriebenes Bildungskonzept. Seit 2014 wird dieses in der Quinoa-Schule (nachfolgend: Schule) als Sekundarschule I (Klassen 7-10) mit Modellcharakter im Brennpunkt Wedding erfolgreich umgesetzt. Die Schule wurde 2017 staatlich anerkannt. An ihr können folgende Abschlüsse erzielt werden: Berufsorientierter Abschluss (BOA) für Kinder mit festgestelltem Förderstatus, Berufsbildungsreife (BBR), erweiterte Berufsbildungsreife (eBBR), Mittlerer Schulabschluss (MSA) und Mittlerer Schulabschluss mit Berechtigung zur gymnasialen Oberstufe (MSA GO/MSA+).

Quinoa ist verantwortlich für das Bildungskonzept, dessen Optimierung sowie die strategische Weiterentwicklung der Schule und für die Skalierung im Rahmen unterschiedlicher Ansätze. Ebenso übernimmt Quinoa die Rekrutierung des Lehrpersonals, des eigenen Personalbedarfs und verantwortet die qualitative Entwicklung des gesamten Personals. Zur finanziellen Absicherung der Schule erhält Quinoa neben staatlichen Zuschüssen Spenden und Zuwendungen. Ca. 80  % der Elternhäuser zahlen kein Schulgeld. Sie sind von den Zuzahlungen zu den Lehr- und Lernmitteln befreit, 19 % zahlen ein durchschnittliches Schulgeld in Höhe von 35,00 € pro Monat. Damit bildet die Schülerschaft die Stadtteile Berlin-Wedding bzw. Gesundbrunnen soziodemografisch ab. Quinoa selber ist ausschließlich spenden finanziert. Ziel des Bildungskonzepts ist es, Jugendlichen aus sozioökonomisch benachteiligten und/oder bildungsfernen Elternhäusern, unabhängig von ihrer kulturellen Herkunft, eine echte Chance auf einen Schulabschluss zu ermöglichen und ihnen so den Grundstein für ein selbstbestimmtes Leben zu legen. 82% der Schüler*innen haben einen Migrationshintergrund.

Der Erfolg des Bildungskonzepts

2018 hat Quinoa bewiesen, dass dieses in der Schule umgesetzte Bildungskonzept die Potenziale der Schülerschaft fördert, Chancengerechtigkeit schafft, so den Grundstein für die Teilhabe am Ausbildungsmarkt legt sowie zum Besuch weiter qualifizierender Schulen und den Übergang in Ausbildung deutlich deutlich verbessert: 90,5 % (19/21) der MSA-Prüfungsteilnehmenden bestehen den MSA, 58 % sogar mit gymnasialer Empfehlung. Zum Vergleich: generelle MSA-Besteherquoten in Berlin-Wedding 2016 54 % bei vergleichbarer Klassenzusammensetzung (www.isq-bb.de/wordpress/wp-content/uploads/2016/11/jg10-2016-zentrale-ergebnisse.pdf, Seite 39). Damit bestehen bei Quinoa knapp 67 % mehr Jugendliche einen Mittleren Bildungsabschluss als an Regelschulen. Es wird ein Ergebnis wie an einem Gymnasium erzielt (www.isq-bb.de/wordpress/wp-content/uploads/2016/11/jg10-2016-zentrale-ergebnisse.pdf, Seite 39).

Preise der Quinoa Bildung gGmbH:

2016: Preis der Deutschen Bank „Land der Ideen“
2018: Deichmann Förderpreis, 1. Platz in der Kategorie „schulische Präventionsmaßnahmen“

Schwerpunkte und Wirkung des Bildungskonzepts

  • individuelles Tutoring ab der 7. Klasse – jedes Kind hat eine(n) Tutor_in als vertrauensvolles Bindeglied zwischen Elternhaus und Klassenleitung, um persönliche sowie schulische Herausforderungen besser zu managen und positive Entwicklungen zu fördern.
  • das bundesweit einzigartige Wahlpflichtfach Fach „Interkulturelles Lernen“ zur Stärkung des Selbstwertes und zur Förderung der Akzeptanz anderer kultureller Werte und Lebensweisen inklusive Sprachförderung in der Herkunftssprache, derzeit Türkisch (geplant sind auch andere Sprachen).
  • das berufsfördernde Pflichtfach „Zukunft“ zur Vorbereitung auf das Berufsleben ab der 7. Klasse und Mentoring nach dem Verlassen der Schule

Bei Quinoa stehen Respekt und Anerkennung für jede/n Schüler*in an erster Stelle. Oftmals haben sie weder in anderen Schulen noch in der Familie Wertschätzung erfahren. Die Stärkung des Selbstwertgefühls der Jugendlichen und positive Rückmeldung sind in unserer täglichen Arbeit besonders wichtig. Der hohe Abschlusserfolg der Schule bei dieser Schülerschaft hängt vor allem damit zusammen, dass die Schulwerte Mut, Achtsamkeit, Verbindlichkeit täglich durch das gesamte Team gelebt werden, dass die Pädagogen jeden Tag die positiven Seiten der Schüler*innen sehen und kommentieren. Es wird Verhalten gelobt und auch kritisiert, aber der Person immer mit Wertschätzung begegnet.
Durch unsere Arbeit wissen wir, wie schwierig und herausfordernd es ist, an einer Brennpunkt-Schule zu arbeiten. Wir haben dafür in den letzten Jahren spezielle Instrumente für das Klassenmanagement entwickelt, neue Fächer für die Jugendlichen eingeführt, zum Beispiel das Fach Zukunft und Interkulturelles Lernen, und arbeiten intensiv mit einem Tutorensystem. Die Eltern sind dabei zudem ein wichtiger Faktor. Die Vermittlung von Sprachkompetenz ist zudem ein großer Eckpfeiler des Unterrichts. Auch nach dem Schulabschluss lassen wir unsere Jugendlichen nicht allein, wir begleiten sie mit von uns geschulten Mentor*innen.

Hier sehen Sie ein Interview mit Fiona Brunk (ext. Link zu Facebook)